22ein neuer wachsen kann oder welcher Triebetwas länger braucht mit der Blüte. „Da mussman mit Bedacht rangehen“, ergänzt er.24 Bäume stehen bereits auf der Obstwieseam Weiher, 17 weitere Bäume sollendie Lücken zwischen ihnen schließen. Dannfachsimpelt Morgenschweis mit dem Pflanzteam,wie mit welcher Obstart umzugehensei. An einem Apfelbaum wuchert schonder Zunderschwamm. Der Baum, obwohlinnen hohl, soll trotzdem stehen bleiben.„Das perfekte Zuhause für Eulen und Spechte.“Auch einer krummen Eiche will er nocheine Chance geben. Der Weißdorn dort, dermüsse aber gestutzt werden, der sei viel zubesitzergreifend und raube der Wildpflaumedaneben das Licht. Und der neu zu pflanzendeBirnbaum kommt weiter runter, nah anden Weiher, wo die Erde gut und feucht ist.Pomologe Theo Morgenschweis, Experte für Obstbäume jeder Art, unterstütztKrombacher beim Aufbau kleiner Biotopedirekt von den Ökosystemleistungen derNatur profitieren. Dabei ergebe ein Umdenkenauch aus betriebswirtschaftlicher Sichtdurchaus Sinn. „Eine einseitige Monokulturbedeutet auch immer ein hohes Risiko.“ Nach„Kyrill“ betrugen die Schäden im Wald ganze1,5 Milliarden Euro. Ein stabiler Mischwaldhingegen würde Kapital sichern: dasder Natur mit all den so lebenswichtigenFaktoren wie zum Beispiel reinem Wasserund sauberer Luft und natürlich auch dasauf dem Konto, so der Förster. Zum Glückhätten das einige Unternehmen verstanden.„Was Krombacher da vorhat in Sachen Aufforstung,hat es in der Größenordnung nochnicht gegeben.“Weil man Umweltschutz aber auchimmer im Kleinen denken muss, vom Kernher, schützt die Brauerei auch kleinste Ökosysteme.Von 2021 bis 2023 wurde zusammenmit dem Naturschutzbund NABUdas Tal renaturiert, das gleich neben demFirmengelände liegt und durch das der namensgebendeKrombach fließt. Der Bach bekamseinen ursprünglichen Verlauf zurück,wurde ausgebremst, damit sich zum BeispielKaulquappen besser entwickeln können.Der Weiher wurde zu einem Feuchtbiotopumgewandelt, seine Ufer dafür abgeflacht,Totholzlager errichtet und große Natursteineeingebracht. So finden Kleinsäuger, Amphibienund Reptilien Unterschlupf. Nisthilfenfür Vögel hat man angelegt, auch Sommerquartierefür Fledermäuse.Um das volle Potenzial der Naturwieder zu entfalten, fehlt aber noch einwichtiges Puzzleteil. Deshalb trifft sichWolfgang Schötz an diesem Dezembertagnoch mit Theo Morgenschweis. Dersoll dafür sorgen, dass die alte Obstwieseoberhalb des Weihers weiterentwickeltwird. Weit und breit gebe es niemanden,der sich besser mit Obstbäumen auskenne,so Schötz. Seit mehr als 30 Jahren engagiertsich der Rentner im Pomologen-Vereinder Region, ist sogar im Vorstand derLandesgruppe NRW. Sein rund 3000 Quadratmetergroßer Garten, so heißt es, seieine Fundgrube für jeden Botaniker.Mit kritischem Blick und hinter demRücken verschränkten Armen patrouilliertder Rentner über die Wiese. „Obstbäumesind Kulturbäume, die gehören gepflegt“, erklärter. Dafür müsse man aber auch genauwissen, welche Pflanzen sich wie zueinanderverhalten, aus welchem abgeschnittenen AstDa ist viel Gedeihen,viel NeuanfangDamit dieses komplexe Gefüge imGleichgewicht bleibt, stammen die neuenBäume aus Apfel-, Pflaumen-, Birnbaumtriebenvon genau dieser Wiese. Edelreisernennt man dieses 100-prozentige genetischeAbbild. Und damit die drei Meter großenJungbäume auch schön gerade wachsen undso robust werden wie ihre Vorfahren, bekommensie an der Westseite noch einen Pfahlund werden mit einer dicken Achterschlingebefestigt. So kann der Westwind hier im Talihnen nichts anhaben.Morgenschweis ist überzeugt, dass diealten Obstsorten auch mit künftigen Klimaveränderungenzurechtkommen. Auch bö -ten sie einen großen Mehrwert für dasganze Tal: Unter ihren breiten Kronenkönne man an heißen Tagen Schatten finden.Das Wasser, das über Blüten und Blätterverdunstet, kühle die Umgebung. Unddas meiste Obst könne man direkt nachdem Pflücken essen, frisch und ungespritzt.Eine kleine Oase, die die Lebensqualität füralle steigert.Dann wird der betagte Herr Morgenschweisnoch mal ganz lebhaft. In der Handhält er das Häuschen einer Weinbergschnecke,das neben einem der Bäume lag. „Wodie Weinbergschnecke ist, geht es auch derNatur gut“, freut sich der Pomologe. Es ist einkleiner Moment, der aber doch für das großeGanze steht. Denn obwohl an vielen Ortengerade ein Stück alte Natur stirbt, ist da auchviel Gedeihen, viel Neuanfang. Man muss nurgenau hinzuschauen und sich auch mal trauen,zurück zu den Wurzeln zu gehen.
„ WodieAufforstungWeinberg23-schnecke ist,gehtesauchderNaturgut“Theo Morgenschweis,Pomologe
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